GanPro MS - Ganzheitliche Prophylaxe

Von der MS-Diagnose zu besserer Gesundheit

Dr. Birgitta Brunes - übersetzt von Dr. Helge Rolf Runte

Erfahrungen und Gedanken aus zehnjähriger Arbeit mit MS-Gruppen in Schweden und Norwegen.

In unseren MS-Seminaren finden wir keine faulen, egoistischen Menschen - zumindest nicht unter den Teilnehmern. Vielmehr zeichnen sich viele MS-Patienten durch genau die typischen Eigenschaften aus, wie wir sie in unserem Buch über die Therapie beschreiben: Stur, ehrgeizig, freundlich, gut angepasst usw. Diese MS-Patienten zeigen selten Wut - und wenn sie es dennoch tun - in einer ruhigen, intellektuellen kontrollierten und verbalen Art. Sie sprechen oft mit einer weichen Stimme und treten unscheinbar auf. Sie zeichnen sich aus durch gute Leistung bei der Arbeit und/oder durch Verbreitung von Frieden und Wärme in der Familie, unter Freunden und bei der Arbeit. Sie scheinen vorwiegend mithilfe ihres Gehirns und ihres Intellekts zu arbeiten. Die Gesellschaft und die umgebenden Menschen schätzen diese charakteristischen Eigenschaften sehr.

Diese Darstellung beschreibt nicht alle Patienten und Charakteristika aber es ist bemerkenswert, wie groß die Gruppe der so gearteten Menschen in unseren Seminaren ist im Vergleich zu anderen klassischen psychotherapeutisch arbeitenden Gruppen.

Während unserer Seminare führen wir eine Reihe von verschiedenen Übungen durch mit dem Ziel, den Patienten zu helfen, die Kraft in ihrer Persönlichkeit wieder zu finden. Es ist schwer, das Wort Kraft an dieser Stelle zu definieren, aber wir meinen hier eine Art intellektueller Kraft, die hörbar, fühlbar und wahrnehmbar ist. Die Teilnehmer sind sich nicht immer dessen bewusst, dass sie diese Kraft noch immer in sich tragen.

Wir ermutigen die Teilnehmer und helfen ihnen bei der Suche danach während der einzelnen Seminarabschnitte und verschiedenen Übungen.

Wenn die Teilnehmer dann ihre ureigene Kraft und Energie wieder gefunden haben, erkennen sie oft auch wie und wodurch sie diese Kraft früher einmal aufgegeben haben oder auch dazu gebracht wurden sie aufzugeben. Diese Entdeckung macht die Teilnehmer dann ärgerlich und wir denken, dass Wut einer von vielen guten Wegen ist, seine Kraft wieder zu finden. Während unserer Seminare nehmen wir wahr, dass es besser ist, sich auf den heutigen Zustand zu konzentrieren als auf die Zeit, in der diese Kraft aufgegeben wurde. Das intellektuelle Verständnis der Zusammenhänge ist sehr, sehr wichtig. Wut mag ein gutes Werkzeug sein aber sie ist nicht das wichtigste von allen.

Dynamische Meditation, Tanz und verschiedene Atemübungen sind weitere Hilfsmittel, um die Kraft wieder zu gewinnen.

Wenn die Teilnehmer diese Kraft wieder gefunden haben, schlägt sich das oft in physischen Funktionen nieder. Es kann sich beispielsweise darin äußern, dass die Stimme ausdruckvoller und stärker wird und die Beine über mehr Kraft verfügen. Wir glauben, dass die Ursache dafür in den Neurotransmittern liegt, die früher dafür verbraucht wurden, die Kraft im Körper der Teilnehmer festzuhalten (z.B. durch In-sich-Hineinfressen, Sich-Zusammenreißen, Nicht-Anecken-Wollen, Nicht-Abgrenzen-Können, Nicht-Nein-Sagen-Können, Es-Allen-Recht-Machen-Wollen, usw.). Erkennen Sie sich hier vielleicht wieder?

Hieraus mag hervorgehen, dass der Grundstein für dieses "geschwächte Verhalten" größtenteils durch das Umfeld und teilweise bereits in der Kindheit gelegt wurde. Wenn wir nun diese ursächlichen Zusammenhänge erkannt haben, unsere Gefühle damals und heute zu identifizieren gelernt haben und sie dann auch noch auf eine für unseren Organismus verträgliche Art ausdrücken, können die freigesetzten Neurotransmitter in sinnvollere physische Funktion umgesetzt werden.

Ein weiteres wichtiges Thema im psychologischen Anteil des Seminars ist Stress und der Umgang mit Stress, weil wir wissen, dass Stress einen derart offenkundigen und unmittelbaren Effekt auf die Symptome unserer Patienten hat.

Gemeinsame Gespräche, in denen einige Patienten mit der gleichen Diagnose verschiedene Stress-Situationen diskutieren, helfen den Teilnehmern Stress aufzulösen. Es ist auch wichtig, Situationen von denen man weiß, dass sie bei einem selbst zu Stressgefühlen führen können zu identifizieren und zu meiden. All diese Situationen sind nicht vermeidbar aber dadurch, dass man sie identifiziert hat, kann man sie mehr vermeiden, als man dies am Anfang gedacht hat. Diskussionen zwischen Seminarteilnehmern über diese Fragen geben gewöhnlich viele Erkenntnisse.

Während der Seminare besprechen wir nicht nur die persönliche Therapie für jeden Seminarteilnehmer sondern geben auch gründliche Informationen über die Diagnose MS selbst, chemische Vorgänge im Gehirn, Neurotransmitter (Botenstoffe bei der Nervenleitung), über die für den Körper toxischen Substanzen, sinnvolle Nahrungsergänzungsmittel, Anti-Oxidantien und vieles mehr. Dies alles ist so aufbereitet, dass es für Laien verständlich ist. Diese vermittelten Inhalte basieren auf der Erfahrung, dem Wissen und den Theorien zum Thema MS, die im Buch von Dr. B. Brunes „Kommt das Signal an?“ beschrieben sind. Das Buch ist in 2010 in Dänisch und schwedisch erschienen, wird zur Zeit ins Englische übersetzt und dann kurzfristig auch in Deutsch erscheinen.

In den Seminaren ist sehr viel Zeit für Fragen und vertiefende Gruppenarbeit vorgesehen. Nachträgliche Untersuchungen haben gezeigt, dass nahezu alle früheren Teilnehmer der Seminare im Anschluss eine deutlich zunehmende Lebensqualität verzeichnen konnten. Sie beschreiben die Seminare als Wendepunkt in ihrem Leben und dass sie nun einen Plan haben, mit der Diagnose MS umzugehen. Viele der Teilnehmer haben ihre Überraschung darüber ausgedrückt, wie wichtig doch die psychologischen Faktoren für ihre Rehabilitation seien, obwohl sie von Beginn an dem psychologisch ausgerichteten Anteil des Seminars gegenüber sehr skeptisch waren.

Wir versuchen, in den Seminaren Wissen, Verständnis und Werkzeuge zu vermitteln, damit die Patienten nicht länger Opfer einer unvorhersehbaren Krankheit sind, sondern gelernt haben, Strategien zu entwickeln, wie sie selbst die MS meistern können. Viele Seminarteilnehmer hatten zuvor bereits den Zusammenhang zwischen z.B. Stress und neuen MS-Symptomen erkannt, aber sie haben ihren eigenen Beobachtungen und Schlüssen daraus nicht getraut. Diese eigenen Beobachtungen und ihre Zusammenhänge lassen sich durch gemeinsames Arbeiten im Seminar auf äußerst hilfreiche Weise bestätigen.